Die „Stesser Burg“

Nördlich von Calle, zwischen Ruhr und dem Gut Stesse, befinden sich auf einer Anhöhe die Reste einer alten Wallburg aus der Eisenzeit, etwa 1. bis 3. Jh. vor Christus. Die Nutzung dieser Anlage in dieser Zeit kann durch Funde belegt werden. Die fast ovale Bergkuppe, mit einem Steilhang zum Ruhrtal bot eine strategisch optimale Lage zur Anlage einer solchen Wall- und Fliehburg. Obwohl heute nur noch wenige Reste vorhanden sind, kann man sich die umfangreichen Anlagen aus Gräben und Wällen gut vorstellen. Die Caller Chronik beschreibt die Anlage so: „Der Zugang vom Westen her wurde schon etwa hundert Meter vor dem Eingang durch Abschnittswälle gesichert. Das Tor verengte sich zu einer Torgasse, deren Wallenden durch Baumstämme verschlossen werden konnten. Zu Verteidigung der Burg diente ein der Bergkuppe folgender Ringwall aus Steinen und Erde, dem ein Spitzgraben vorgelagert war. Zusätzlich wurden an den sanfteren Hängen Terrassen errichtet, auf denen Palisaden standen. Hier auf der Stesser Burg wurde sogar eine Terrasse, die sog. „Berme“ in den harten Kieselschiefer eingeschlagen. Wohnterrassen weisen darauf hin, dass es sich um Flieh- und Fluchtburgen handelte, die in schweren Krisenzeiten Mensch und Tier Schutz und Zuflucht boten“.  

Am Südhang der Stesser Burg wurden mehrere Steinwerkzeuge aus Kieselschiefer gefunden. Fellschaber, Klingen und Pfeilspitzen, auch Faustkeile waren vornehmlich aus dem heimischen Material gefertigt.


Mühlen

Zwischen Calle und der Mündung in die Ruhr nutzte man das Wasser des Caller Bachs für vier Mühlen. Um die oft geringen Wassermengen, besonders im Sommer, optimal zu nutzen, staute man den Bach an Stauwehren auf und führte den oberschlächtigen Wasserrädern durch Obergräben und Teiche die erforderliche Wassermenge zu. Bei Wassermangel standen die Räder still.

Stesser Mühle

Die Stesser Mühle gehört zum Gutshof Stesse. Sie wurde wohl um 1845 errichtet und bis 1970 als Mahlmühle genutzt. Die Müllerfamilie Böhner hatte sie 87 Jahre gepachtet und auch darin gewohnt. Der jetzige Besitzer nutzt die Mühle als Wohnhaus. Er hat in Eigenleistung ein Wasserrad aus Aluminium erbaut. Seit 1979 erzeugt der damit ohne Unterbrechung genügend Strom für Haushalt und Heizung.


Ölmühle

Bis 1902 wurde an der Straße in der Stesse eine Ölmühle mit einem Wasserad und später einer Turbine betrieben. Der Rufname „Ölmüllers“ hat sich bis in heutige Zeit erhalten. In dem Gebäude wurde eine Schreinerei für Sitzmöbel eingerichtet. Diese wurde 1962 von der Firma Fritz Pilz übernommen. Gefertigt wurden rustikale Sitzmöbel, Bänke und Tische für den privaten Haushalt und die Gastronomie. Auch mit seiner Firma für Sportgeräte zog Pilz in die Räume der alten Ölmühle ein. Gefertigt wurden jährlich ca. 50000 Schlitten und 15000 Paar Ski, hauptsächlich Kinder- und Jugendski. Es wurden aber auch Rennrodel für Spitzensportler hergestellt. Bei der Winterolympiade 1964 in Innsbruck wurden mit Rennrodeln aus der Produktion Fritz Pilz 3 Gold-, 3 Silber- und 2 Bronzemedaillen gewonnen.


Der Ort Stesse

Zum Ort in alter Zeit gehören die denkmalgeschützten Hofanlagen des Gutes Stesse und das Gehöft Wegener. Nach einem Schatzungsregister für das Jahr 1543 ergeben sich zwei Schatzungspflichtige in Stesse. Somit dürfte der Ort auch aus zwei Höfen bzw. Häusern bestanden haben.

Speicher „Hof Stesse“ (Foto: 1980)


In der Nähe des Dorfes befand sich auch die „untergegangene Ortschaft“ Recklinghusen.  Diese soll im Mittelalter oberhalb des Gehöfts Wegener am Fuße des Ransenbergs gestanden haben. Jahrhundertelang wohnte hier ein angesehenes Adelsgeschlecht, die Freiherrn von Langenol, wie aus zahlreichen alten Urkunden hervorgeht. Im Jahr 1437 verkauft Everd von Langenol mit seinen Söhnen der Kirche in Calle ihren „Zehnten“ in Recklinghusen als jährliche Rente von 1 Malter Roggen und 3 Schillingen Geld.  Das Dorf soll aus einem Adelsgehöft und einigen zehntpflichtigen Kolonenhöfen bestanden haben. Nach mündlicher Überlieferung soll alles durch Brand vernichtet worden sein.

Stesse um 1930
Stesse 2023

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